Süßstoffe: Sinnvoll oder schädlich?

Dass zu viel Zucker der Gesundheit schadet, ist allgemein bekannt. Daher erfreuen sich süße Zuckerersatzstoffe wie Erythrit, Isomalt, Aspartam und Cyclamat immer größerer Beliebtheit. Durch sie können süße Speisen und Getränke ganz ohne die Kalorien und gesundheitlichen Nachteile von Zucker genossen werden. Doch sind diese Alternativen tatsächlich sinnvoll oder am Ende gar schädlich?

Nicht zu verwechseln: Zuckeraustauschstoffe und Zuckerersatzstoffe

Die vielen kalorienarmen oder -freien Zusatzstoffe werden in zwei unterschiedliche Klassen eingeteilt: die Zuckeraustauschstoffe und die Zuckerersatzstoffe („Süßstoffe“).1,2 Sie unterscheiden sich in ihrer Herkunft und Herstellungsart, aber auch in ihren gesundheitlichen Vor- und Nachteilen.

Zuckeraustauschstoffe: mit dem Zucker verwandt

Zuckeraustauschstoffe sind chemisch mit dem Zucker verwandte Moleküle, das heißt, ihre chemische Struktur ist ähnlich. Sie kommen auch in Früchten, Gemüse oder Pilzen vor, haben also einen natürlichen Ursprung.

Zu den Zuckeraustauschstoffen zählen beispielsweise Erythrit, Isomalt, Maltit oder Sorbit (auch bekannt als Erythritol, Isomaltol, Maltitol und Sorbitol).1 Auch das im Volksmund als „Birkenzucker“ bekannte Xylit (oder Xylitol) zählt zu den Zuckeraustauschstoffen und hat einen Vorteil gegenüber den anderen Stoffen: es reduziert das Wachstum bestimmter Bakterien im Mund und schützt daher vor Karies.1,3

Zuckeraustauschstoffe werden im Darm nur langsam aufgenommen, führen zu einer verzögerten Magenentleerung und sorgen dafür, dass mehr Glukose aus dem Blut in die Zellen aufgenommen wird. Daher haben sie – obwohl sie chemisch gesehen mit dem Zucker verwandt sind – keinen oder nur einen geringen Effekt auf den Blutzuckerspiegel. Der Energiegehalt ist deutlich niedriger als bei Zucker, jedoch haben Zuckeraustauschstoffe auch eine geringere Süßkraft.4

Durch ihre Eigenschaften sind Zuckeraustauschstoffe zum Abnehmen und für Diabetiker geeignet. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) sieht Zuckeraustauschstoffe allgemein als gesundheitlich unbedenklich an.1 Nichtsdestotrotz sollten Diabetiker den Energiegehalt der Zuckeraustauschstoffe in die Brennwertberechnung mit einberechnen. Denn die meisten Zuckeraustauschstoffe werden im Körper insulinabhängig verstoffwechselt und sollten daher nicht übersehen werden.4

Ein Nachteil vieler Zuckeraustauschstoffe ist jedoch ihre abführende Wirkung. Hohe Verzehrmengen sind daher eher ungeeignet.1,5

Zuckerersatzstoffe: die klassischen Süßstoffe

Zuckerersatzstoffe sind auch unter dem Namen „Süßstoffe“ bekannt. Im Gegensatz zu den Zuckeraustauschstoffen haben die meisten von ihnen keinen natürlichen Ursprung und müssen synthetisch hergestellt werden. Zu den Süßstoffen zählen beispielsweise Acesulfam, Aspartam, Cyclamat und Sucralose.1

Der Vorteil von Süßstoffen ist, dass sie – bis auf sehr wenige Ausnahmen – im Körper nicht verstoffwechselt werden. Es wird also auch kein Insulin benötigt. Außerdem haben sie nahezu keinen Energiehalt, und durch die deutlich höhere Süßkraft im Vergleich zu Zucker werden kleinere Mengen benötigt.1,6

Was sich nun erst einmal nach einer tollen Alternative zum gewöhnlichen Zucker anhört, hat jedoch einen Haken: denn aktuelle Studien zeigen, dass auch Süßstoffe gesundheitliche Nachteile mit sich bringen und das Risiko für Übergewicht und Typ 2 Diabetes sogar erhöhen.

Süßstoffe schädigen die Darmflora

Obwohl Süßstoffe keinerlei Einfluss auf den Blutzucker haben und die meisten Süßstoffe im Körper nicht einmal verstoffwechselt werden, häuft sich eine unerwartete klinische Beobachtung: Süßstoffe erhöhen das Risiko für Krankheiten wie Typ 2 Diabetes, begünstigen Übergewicht und steigern infolgedessen auch das Risiko für weitere Erkrankungen wie Bluthochdruck, Herzinfarkt oder Schlaganfall.7,8,9

Da stellt sich natürlich die Frage nach dem Warum. Wissenschaftliche Studien zeigten, dass künstlich hergestellte Süßstoffe einen negativen Einfluss auf das Mikrobiom unseres Darms haben.10 Sie verändern das Mikrobiom so, dass das Wachstum gesundheitsschädlicher Bakterien begünstigt wird, während gesundheitsfördernde Bakterien zurückgedrängt werden. Sind weniger „gute“ Bakterien vorhanden, hat das über komplexe Stoffwechselwege auch einen Einfluss auf den Blutzuckerspiegel: die Insulinresistenz steigt. Dadurch kann weniger Zucker aus dem Blut in die Zellen aufgenommen werden, wodurch der Blutzuckerspiegel dauerhaft ansteigt und Diabetes Typ 2 entsteht.10,11

Die gesundheitsschädlichen Bakterien produzieren außerdem vermehrt entzündungsfördernde Stoffe. Sie können die Leber schädigen und zu der Entstehung einer Nicht-alkoholischen Fettleber (NAFLD) führen.2 Für Aspartam wurde außerdem gezeigt, dass es die Nieren schädigen kann.12

Diese negativen Effekte konnten bisher nur für synthetisch hergestellte Süßstoffe gezeigt werden. Dahingegen scheinen Zuckeraustauschstoffe und Süßstoffe mit einem natürlichen Ursprung einen gegenteiligen Effekt zu erzielen. Sie senken den Blutzucker, verbessern den Fettstoffwechsel und führen nicht zu der Entstehung einer Insulinresistenz oder Diabetes.2,7,8

Für Kinder besonders schädlich

Für Kinder haben Süßstoffe neben der Schädigung des Mikrobioms noch weitere Nachteile. Denn in den ersten Lebensjahren entwickeln Kinder ihre Geschmacksempfindung, welche das zukünftige Essverhalten maßgeblich mitprägt. Durch die extrem hohe Süßkraft von Süßstoffen entwickeln Kinder, die häufig mit Süßstoffen gesüßte Lebensmittel bekommen, schon früh einen Hang zu extrem süßen Speisen. Im späteren Verlauf des Lebens werden dann sehr süße Speisen bevorzugt, die häufig eine hohe Kaloriendichte sowie viel Zucker und Fett beinhalten und daher Übergewicht oder die Entstehung von Diabetes fördern.11

Fazit: weniger süßen

Die meisten Daten zu den gesundheitlichen Auswirkungen von Süßstoffen stammen bisher aus Tierversuchen und sollten daher mit Vorsicht interpretiert werden. Nichtsdestotrotz häufen sich die Beobachtungen, dass künstlich hergestellte Süßstoffe das Mikrobiom schädigen und daher gesundheitliche Nachteile mit sich bringen. Zuckeraustauschstoffe und Süßstoffe mit einem natürlichen Ursprung scheinen hingegen gesundheitlich unbedenklich zu sein und sind daher auch zum Abnehmen oder für Diabetiker geeignet.

Allgemein gilt aber: auf Süßstoffe sollte man lieber verzichten. Besser wäre, den Zuckerkonsum zu reduzieren, oder andere Mittel zum Süßen zu benutzen. Da gibt es viel zu entdecken: zum Süßen eignen sich zum Beispiel auch Datteln, Rote Beete, oder Lucuma.

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Literatur

[1] Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). Bewertung von Süßstoffen und Zuckeraustauschstoffen. Hintergrundinformation Nr 025/2014. Im Internet: https://www.bfr.bund.de/cm/343/bewertung_von_suessstoffen.pdf

[2] Kakleas K, Christodouli F, Karavanaki K. Nonalcoholic fatty liver disease, insulin resistance, and sweeteners: a literature review. Expert Rev Endocrinol Metab 2020; 15(2):83-93. doi: 10.1080/17446651.2020.1740588

[3] Janakiram C, Deepan Kumar CV, Joseph J. Xylitol in preventing dental caries: A systematic review and meta-analyses. J Nat Sci Biol Med2017; doi: 10.4103/0976-9668.198344

[4] Wöllnerhanssen BK, Meyer-Gersprach AC, Beglinger C et al. Metabolic effects of the natural sweeteners xylitol and erythritol: A comprehensive review. Crit Rev Food Sci Nutr 2020; 60(12):1986-1998. doi: 10.1080/10408398.2019.1623757

[5] Koutsou GA, Storey DM, Zumbe A et al. Dose-related gastrointestinal response to the ingestion of either isomalt, lactitol or maltitol in milk chocolate. Eur J Clin Nutr 1996; 50(1):17-21

[6] Ford HE, Peters V, Martin NM et al. Effects of oral ingestion of sucralose on gut hormone response and appetite in healthy normal-weight subjects. Eur J Clin Nutr 2011; 65(4):508-13. doi: 10.1038/ejcn.2010.291

[7] Qin P, Li Q, Zhao Y et al. Sugar and artificially sweetened beverages and risk of obesity, type 2 diabetes mellitus, hypertension, and all-cause mortality: a dose-response meta-analysis of prospective cohort studies. Eur J Epidemiol 2020; doi: 10.1007/s10654-020-00655-y

[8] Mejia E, Pearlman M. Natural Alternative Sweeteners and Diabetes Management. Curr Diab Rep 2019; 19(12):142. doi: 10.1007/s11892-019-1273-8

[9] Imamura F, O’Connor J, Ye Z et al. Consumption of sugar sweetened beverages, artificially sweetened beverages, and fruit juice and incidence of type 2 diabetes: systematic review, meta-analysis, and estimation of population attributable fraction. BMJ 2015; ;351:h3576. doi: 10.1136/bmj.h3576

[10] Shil A, Chichger H. Artificial Sweeteners Negatively Regulate Pathogenic Characteristics of Two Model Gut Bacteria, E. coli and E. faecalis. Int J Mol Sci 2021; 22(10):5228. doi: 10.3390/ijms22105228

[11] Pearlman M, Obert J, Casey L. The Association Between Artificial Sweeteners and Obesity. Curr Gastroenterol Rep 2017; 19(12):64. doi: 10.1007/s11894-017-0602-9

[12] Ardalan MR, Tabibi H, Attari VE et al. Nephrotoxic Effect of Aspartame as an Artificial Sweetener: a Brief Review. Iran J Kindey Dis 2017; 11(5):339-343

Über die Autorin
Jasmin Ostermann

Jasmin Ostermann

Jasmin studiert im Master Nutritional Medicine und arbeitet seit Dezember 2021 als Werkstudentin bei Perfood. Durch ihr Studium hat sie erlebt, welchen großen Einfluss Ernährung auf die Gesundheit und die Lebensqualität der Menschen haben kann und dass einige Krankheiten durch Ernährung sogar geheilt werden können. Dadurch angetrieben, möchte sie ihr Wissen gerne mit euch teilen.

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