Abnehmen mit der Sirtfood Diät?

Die Sirtfood Diät verspricht ein schnelles und effektives Abnehmen. Und zwar ohne radikalen Verzicht, denn in dieser Diät kommen – in Maßen – sogar Rotwein und Schokolade auf den Tisch. Hier erfährst du, worauf die Sirtfood Diät beruht, wie sie funktioniert und ob sie tatsächlich hält, was sie verspricht.

Wovon handelt die Sirtfood Diät eigentlich?

Das Konzept der Sirtfood Diät beruht auf der Entdeckung, dass bestimmte körpereigene Enzyme – die Sirtuine – die Fettverbrennung anregen können und die Zellalterung verlangsamen.1,2 Die Aktivität der Sirtuine kann durch verschiedene Faktoren – unter anderem durch bestimmte Nährstoffe – deutlich erhöht werden.3 Mit anderen Worten: die Sirtfood Diät beruht darauf, die Aktivität der Sirtuine durch die gezielte Auswahl von Lebensmitteln zu erhöhen und dadurch die Fettverbrennung anzuregen. Als schönen Nebeneffekt hat man dazu auch noch eine Anti-Aging Wirkung.

Nährstoffe, die als Sirtuin-Aktivatoren gelten, sind vor allem die sogenannten sekundären Pflanzenstoffe.4 Dazu gehört zum Beispiel das in Rotwein und roten Trauben enthaltene Resveratrol oder das Curcumin in Kurkuma.1,4,5 In dunkler Schokolade sind viele Flavonoide enthalten, die ebenfalls zu den sekundären Pflanzenstoffen zählen.6 Die hohen Mengen dieser gesundheitsfördernden Stoffe erklären, warum in der Sirtfood Diät unter anderem Rotwein und dunkle Schokolade erlaubt sind.

Sekundäre Pflanzenstoffe kommen in größeren Mengen vor allem in Obst, Gemüse und Kräutern vor. Bei der Sirtfood Diät besteht daher ein Großteil des Speiseplans aus entsprechenden Lebensmitteln.

Zu den Sirtfoods gehören vor allem:4,7-9

  • Obst (z.B. Trauben, Beeren, Äpfel, Zitrusfrüchte)
  • Gemüse (z.B. grünes Blattgemüse, Grünkohl, Brokkoli, Zwiebeln und Knoblauch)
  • Kräuter
  • Gewürze (z.B. Kurkuma, Chili)
  • Walnüsse und Cashewkerne
  • Grüner Tee
  • Kaffee
  • Kakao und dunkle Schokolade
  • Olivenöl
  • Soja

Einige Lebensmittel enthalten allerdings keine oder nur geringe Mengen an Nährstoffen, die als Sirtuin-Aktivatoren gelten. Kartoffeln und Hülsenfrüchte sollen daher in der Sirtfood Diät nur als Beilage und nicht als Hauptmahlzeit gegessen werden.

So funktioniert die Sirtfood Diät

Nur über die Auswahl sirtuinreicher Lebensmittel funktioniert die Sirtfood Diät dann allerdings doch nicht. Um eine Kalorienrestriktion kommt man auch hier nicht drum herum. Die Auswahl der Sirtfoods soll letztendlich das Abnehmen erleichtern und unterstützen.

Die Sirtfood Diät beinhaltet einen Diätplan, der aus drei unterschiedlichen Phasen besteht. Je nach Ratgeber können die Einteilung der Phasen und die zugehörigen Empfehlungen etwas variieren.

Phase 1 dauert genau drei Tage. In dieser Zeit soll der Körper auf die Ernährungsumstellung vorbereitet werden. Es dürfen täglich nur 1000 kcal aufgenommen werden. Eine Hauptmahlzeit und Säfte aus sirtuinreichen Lebensmitteln sind erlaubt.

Ab dem vierten Tag der Sirtfood Diät beginnt Phase 2. Diese Phase dauert vier Tage, in der 1500 kcal pro Tag erlaubt sind. Jeden Tag kommen zwei Hauptmahlzeiten und zwei Säfte aus sirtuinreichen Lebensmitteln auf den Tisch.

Phase 3 geht nach der ersten Diätwoche los und steht für eine dauerhafte Ernährungsumstellung. Es geht hierbei also darum, nicht wieder in alte Ernährungsgewohnheiten zu rutschen. Die dritte Phase dauert so lange, bis das Wunschgewicht erreicht ist. Ab diesem Zeitpunkt sind täglich 1800 kcal erlaubt. Die Sirtfoods sollen ab diesem Zeitpunkt den Hauptanteil des Speiseplans bilden, können aber auch mit nicht-sirtuinreichen Lebensmitteln kombiniert werden.

Wissenschaftliche Studien fehlen

Jetzt bleibt noch die spannende Frage: Kann die Sirtfood Diät halten, was sie verspricht?

Wissenschaftliche Studien, die mögliche Effekte der Sirtfood Diät auf das Körpergewicht und die Lebensdauer untersuchen, fehlen bisher gänzlich. Das heißt: Es gibt bislang keinerlei Beweise für eine potenzielle Wirkung. Fest steht aber, dass viele der Sirtfoods generell als gesundheitsfördernde Lebensmittel angesehen werden. Obst, Gemüse und Kräuter sind reich an Vitaminen, Mineralstoffen, sekundären Pflanzenstoffen und Ballaststoffen. Ihre gesundheitsfördernden Eigenschaften sind wissenschaftlich gut belegt.10-13 Ob die positiven Effekte dieser Lebensmittel auch über eine Aktivierung der Sirtuine erklärt werden kann, ist fraglich.

Durch das starke Kaloriendefizit der Sirtfood Diät nimmt man nach einiger Zeit fast zwangsläufig ab. Auch diese Wirkung kommt vermutlich eher durch das Kaloriendefizit selbst zustande. Ob die Aktivierung der Sirtuine das Abnehmen unterstützt oder gar beschleunigen, ist wissenschaftlich nicht abschließend geklärt. Eine Studie zeigte allerdings, dass Sirtfoods ohne ein gleichzeitiges Kaloriendefizit lediglich eine Wirkung in Bakterienkulturen erzielen, in Säugetieren jedoch ohne jegliche Wirkung bleiben.14

 

 

Wissenschaftlich erwiesen ist, dass eine Einschränkung der Kalorienzufuhr Gewichtsverlust zur Folge hat und eine lebensverlängernde Wirkung erzielt.4 Die positiven Effekte werden unter anderem durch verschiedene Stoffwechselvorgänge erzielt: der Energiestoffwechsel verändert sich, der oxidative Stress wird reduziert, die Insulinsensitivität erhöht, chronische Entzündungen werden abgeschwächt und die Autophagie angeregt. Die Anti-Aging Effekte werden unter anderem über die Aktivierung der Sirtuine erreicht.4

Fazit: Umstritten

Ob man mit der Sirtfood Diät besser abnehmen kann als mit einer anderen Diät, ist fraglich und wissenschaftlich nicht bestätigt. Ein Effekt könnte allerdings allein durch die deutliche Einschränkung der täglichen Kalorienzufuhr erreicht werden. Darüber hinaus gelten viele Sirtfoods generell als gesunde Lebensmittel.

Vorsicht ist allerdings beim Weglassen ganzer Lebensmittelgruppen geboten. Eine ausgeglichene Ernährung ist wichtig, um den Nährstoffbedarf zu decken und keine Mangelerscheinungen zu bekommen.

Aufgrund der fehlenden wissenschaftlichen Studien ist die Sirtfood Diät umstritten. Sirtuine rücken aber in den letzten Jahren immer weiter in Focus der Wissenschaft. Vor allem Aufgrund ihrer Fähigkeit, den Energiestoffwechsel zu modulieren und die Zellalterung zu verlangsamen, werden sie als potenzielle therapeutische Ziele zur Behandlung von Diabetes Typ 2, entzündlichen Erkrankungen und neurodegenerativen Erkrankungen erforscht.1

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Literatur

[1] Villalba JM, Alcaín FJ. Sirtuin activators and inhibitors. Biofactors 2012; 38(5):349-59. doi: 10.1002/biof.1032

[2] Fritzen AM, Lundsgaard AM, Kiens B. Tuning fatty acid oxidation in skeletal muscle with dietary fat and exercise. Nat Rev Endocrinol 2020; 16(12):683-696. doi: 10.1038/s41574-020-0405-1

[3] Chang HC, Guarente L. SIRT1 and other sirtuins in metabolism. Trends Endocrinol Metab 2014; 25(3):138-45. doi: 10.1016/j.tem.2013.12.001

[4] Yessenkyzy A, Saliev T, Zhanaliyeva M et al. Polyphenols as Caloric-Restriction Mimetics and Autophagy Inducers in Aging Research. Nutrients 2020; 12(5):1344. doi: 10.3390/nu12051344

[5] McCubrey JA, Lertpiriyapong K, Steelman LS et al. Effects of resveratrol, curcumin, berberine and other nutraceuticals on aging, cancer development, cancer stem cells and microRNAs. Aging (Albany NY) 2017; 9(6):1477-1536. doi: 10.18632/aging.101250

[6] Halib H, Ismail A, Mohd Yusof BN et al. Effects of Cocoa Polyphenols and Dark Chocolate on Obese Adults: A Scoping Review. Nutrients 2020; 12(12):3695. doi: 10.3390/nu12123695

[7] Shen CY, Jiang JG, Yang L et al. Anti-ageing active ingredients from herbs and nutraceuticals used in traditional Chinese medicine: pharmacological mechanisms and implications for drug discovery. Br J Pharmacol 2017; 174(11):1395-1425. doi: 10.1111/bph.13631

[8] McCarty MF. Nutraceutical and Dietary Strategies for Up-Regulating Macroautophagy. Int J Mol Sci 2022; 23(4):2054. doi: 10.3390/ijms23042054

[9] Rösch, R.: Sirtfood – einfach abnehmen und jung bleiben?, Bundeszentrum für Ernährung Online Spezial, 2018. Im Internet: https://www.bzfe.de/fileadmin/resources/import/pdf/eifonline_sirtfood_082018_final

[10] Salas-Salvadó J, Becerra-Tomás N, Papandreou C et al. Dietary Patterns Emphasizing the Consumption of Plant Foods in the Management of Type 2 Diabetes: A Narrative Review. Adv Nutr 2019; 10(Suppl_4):S320-S331. doi: 10.1093/advances/nmy102

[11] Barnard ND, Katcher HI, Jenkins DJA et al. Vegetarian and vegan diets in type 2 diabetes management. Nutr Rev 2009; 67(5):255-63. doi: 10.1111/j.1753-4887.2009.00198.x

[12] Benatar JR, Stewart RAH. Cardiometabolic risk factors in vegans; A meta-analysis of observational studies. PloS One 2018; 13(12):e0209086. doi: 10.1371/journal.pone.0209086

[13] Appel LJ, Moore TJ, Obarzanek E et al. A clinical trial of the effects of dietary patterns on blood pressure. DASH Collaborative Research Group. N Engl J Med 1997; 336: 1117–1124. 10.1056/NEJM199704173361601

[14] Wood JG, Rogina B, Lavu S et al. Sirtuin activators mimic caloric restriction and delay ageing in metazoans. Nature 2004; 430(7000):686-9. doi: 10.1038/nature02789

Über die Autorin
Jasmin Ostermann

Jasmin Ostermann

Jasmin studiert im Master Nutritional Medicine und arbeitet seit Dezember 2021 als Werkstudentin bei Perfood. Durch ihr Studium hat sie erlebt, welchen großen Einfluss Ernährung auf die Gesundheit und die Lebensqualität der Menschen haben kann und dass einige Krankheiten durch Ernährung sogar geheilt werden können. Dadurch angetrieben, möchte sie ihr Wissen gerne mit euch teilen.

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