Warum Bauchfett gesundheitsschädlich ist

Was ist eigentlich dran an dem schlechten Image von Körperfett? Und haben alle Übergewichtigen dasselbe erhöhte Risiko für Erkrankungen wie Diabetes Typ 2 oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen?

Wissenschaftlich gesehen steht schon lange fest, dass Fettgewebe nicht gleich Fettgewebe ist. In unserem Körper gibt es unterschiedliche Arten. Man unterscheidet vor allem zwischen subkutanem und viszeralem Fett. Als subkutanes Fettgewebe wird solches bezeichnet, das beispielsweise an Armen und Beinen oder auch am Bauch direkt unter der Haut liegt. Viszerales Fett hingegen sitzt tiefer im Bauchraum und umgibt die inneren Organe. Daher wird es auch als Bauchfett bezeichnet.1

Subkutanes und viszerales Fettgewebe unterscheiden sich allerdings nicht nur hinsichtlich ihrer Lage im Körper. Denn im Gegensatz zu subkutanem Fett ist das Bauchfett stark stoffwechselaktiv und gesundheitsschädlich.1

Wie entsteht Fettgewebe?

Nach einer Mahlzeit gelangen freie Fettsäuren ins Blut, welche der Körper als Energiequelle nutzen kann. Die überschüssigen Fettsäuren können aber nicht im Blut verbleiben und werden daher zunächst von dem subkutanen Fettgewebe aufgenommen und zwischengespeichert. Durch diese Funktion ist subkutanes Fettgewebe nicht nur etwas völlig normales, sondern vielmehr ein wichtiger Bestandteil des Körpers.1 Aber wie so häufig ist mehr nicht gleich besser: die Menge an Fettgewebe machts!

Zusätzliches Fettgewebe entsteht als Resultat einer hyperkalorischen Ernährung – also der Aufnahme von deutlich mehr Kalorien, als der Körper eigentlich benötigt – mit einem gleichzeitig niedrigen Energieverbrauch durch Bewegungsmangel. Die Fettzellen im subkutanen Fettgewebe stoßen nach einiger Zeit an die Grenze ihrer Speicherkapazität und können keine weiteren freien Fettsäuren aufnehmen. Die im Blut vorhandenen freien Fettsäuren müssen dann an einem anderen Ort gespeichert werden: es entsteht das Bauchfett.1,2,3

Neben der Ernährung und Bewegung spielen aber auch weitere Faktoren eine Rolle: auch mit steigendem Alter wird der Anteil an viszeralem Fettgewebe mehr.4

Bauchfett ist stoffwechselaktiv

Die Eigenschaften von subkutanem Körperfett und Bauchfett unterscheiden sich stark. Diese Unterschiede zeigen, warum das stoffwechselaktive Bauchfett der Gesundheit viel stärker schadet als das subkutane Fettgewebe.

Das subkutane Fettgewebe besteht zu einem Großteil aus kleinen Fettzellen, die auch als Adipozyten bezeichnet werden. Nach einer Mahlzeit nehmen diese kleinen Adipozyten die im Blut vorhandenen freien Fettsäuren auf und speichern sie.

Das Bauchfett besteht jedoch hauptsächlich aus großen Adipozyten, die andere Eigenschaften besitzen. Sie sind nicht besonders gut darin, freie Fettsäuren aus dem Blut aufzunehmen und zu speichern. Ganz im Gegenteil: die großen Fettzellen des Bauchfetts geben zusätzlich große Mengen an freien Fettsäuren ins Blut ab. Die Folge ist ein Anstieg der freien Fettsäuren im Blut. Das Problem: das überschüssige Fett kann nicht mehr in den kleinen Adipozyten des subkutanen Fettgewebes gespeichert werden und es entsteht immer mehr Bauchfett.1,5,6 Und damit nicht genug: das überschüssige Fett lagert sich in weiteren Geweben wie der Leber, den Nieren, der Bauchspeicheldrüse und sogar am Herzmuskel ab, wo es eigentlich gar nicht hingehört. So entsteht beispielsweise eine nicht-alkoholische Fettleber.5,6

Ein weiteres Problem der großen Adipozyten ist ihre Insulinresistenz. Eine Insulinresistenz führt dazu, dass weniger Glukose – und auch freie Fettsäuren – aus dem Blut in die Zellen aufgenommen werden können. Die Folge: mehr Glukose und freie Fettsäuren verbleiben im Blut und Diabetes Typ 2 entsteht. Wer also eine große Menge an viszeralem Bauchfett besitzt, hat eine größere Gefahr der Entstehung einer Insulinresistenz und Diabetes Typ 2. Die Insulinresistenz ist außerdem einer der Hauptrisikofaktoren, der Bauchfett mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Verbindung bringt.1,7

Das Bauchfett produziert außerdem eine große Menge an Botenstoffen wie Hormone und Entzündungsmarker. So wird beispielsweise das weibliche Geschlechtshormon Östrogen sowie das Enzym Aromatase produziert. Die Aromatase sorgt für die Umsetzung von männlichen zu weiblichen Geschlechtshormonen. Mit anderen Worten: Bauchfett lässt den Östrogenspiegel steigen.2 Die durch das Bauchfett entstandene Insulinresistenz sowie ein erhöhter Östrogenspiegel tragen unter anderem zu der Entstehung einiger Krebsarten bei.2

Und das viszerale Fettgewebe hat noch einen weiteren Nachteil: die produzierten freien Fettsäuren, Hormone und Entzündungsmarker werden in eine große Vene abgegeben und auf direktem Wege in die Leber transportiert. Besonders die Entzündungsmarker können dann eine Entzündungsreaktion der Leber hervorrufen und sie damit nachhaltig schädigen.1,8

Bauchfett begünstigt die Entstehung vieler Krankheiten

Zusammenfassend kann man sagen, dass Bauchfett die Blutzucker- und Fettwerte verschlechtert, eine Insulinresistenz hervorruft und zu einer chronischen niedrigschwelligen Entzündungsreaktion im Körper führt. Diese Kombination ist Gift für den Körper und begünstigt die Entstehung vieler Krankheiten. Dazu zählen besonders Diabetes Typ 2, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Atherosklerose oder die nicht-alkoholische Fettleber.1,6,7 Auch das Risiko einer Krebs- oder Demenzerkrankung steigt erheblich.7,9

Haben denn nun alle Übergewichtigen dasselbe erhöhte Risiko für Erkrankungen wie Diabetes Typ 2 oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen? Grundsätzlich kann man sagen, dass Übergewicht selbst ein großer Risikofaktor ist. Und trotzdem kommt es mehr auf das Bauchfett an als auf die gesamte Fettmasse. Der Anteil an viszeralem Bauchfett ist von großer Bedeutung, weil eben genau dieses Fettgewebe stoffwechselaktiv ist.8

Bauchfett verringern – die richtige Ernährung ist entscheidend

Dass Bauchfett die Entstehung so vieler Erkrankungen begünstigt, zeigt, wie wichtig es ist, eben jenes Bauchfett loszuwerden. Und das geht über einen gesunden Lebensstil, also eine gesunde Ernährung, ausreichend Bewegung, Sport und Schlaf. Zusätzlich sollten Alkohol, Nikotin und Tabak sowie Stress reduziert oder vermieden werden.

Bei der Ernährung ist besonders wichtig, dass sie nicht hyperkalorisch ist, also nicht zu viele Kalorien beinhaltet. Denn das Hauptproblem ist bei vielen, dass sie schlichtweg zu viel essen. Einfache Kohlenhydrate und Transfette sollten außerdem vermieden werden. Sie fördern die Entstehung einer Insulinresistenz, verschlechtern die Fettwerte und können Entzündungen hervorrufen. Letztendlich fördern sie also die Entstehung von Bauchfett und diversen Erkrankungen.10 Einfache Kohlenhydrate und Transfette kommen häufig in Fast Food, Fertiggerichten, frittierten Lebensmitteln, fettigen Backwaren oder Süßwaren vor.

Für eine Verringerung des Bauchfetts bietet sich eine gemüse-, ballaststoff- und eiweißreiche Ernährung an. Die Vorteile einer solchen Ernährung sind zahlreich: sie macht satt, deckt alle wichtigen Nährstoffe ab, hält den Blutzucker konstant und kann außerdem beim Abnehmen helfen.11 Die Ballaststoffe unterstützen zusätzlich den Aufbau oder den Erhalt einer gesunden Darmflora, denn die Darmbakterien spielen eine wichtige Rolle in puncto Körpergewicht und metabolische Gesundheit.12 Eine eiweißreiche Ernährung mit Eiern, Milchprodukten, Huhn und Hülsenfrüchten verhindert während des Abnehmens den Muskelabbau. Denn die Muskelmasse soll natürlich erhalten bleiben. Auch die Auswahl der richtigen Kohlenhydrate ist wichtig: im Gegensatz zu den einfachen Kohlenhydraten aus Weizenprodukten oder Süßwaren werden komplexe Kohlenhydrate nur langsam vom Körper aufgenommen und gelten daher als wesentlich gesünder.13 Komplexe Kohlenhydrate kommen beispielsweise in Linsen, Erbsen, Haferflocken oder Vollkornprodukten vor.11,14,15,16

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Literatur

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[16] Höfler E, Sprengart P. Praktische Diätetik – Grundlagen, Ziele und Umsetzung der Ernährungstherapie. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart. 1. Auflage 2012

Über die Autorin
Jasmin Ostermann

Jasmin Ostermann

Jasmin studiert im Master Nutritional Medicine und arbeitet seit Dezember 2021 als Werkstudentin bei Perfood. Durch ihr Studium hat sie erlebt, welchen großen Einfluss Ernährung auf die Gesundheit und die Lebensqualität der Menschen haben kann und dass einige Krankheiten durch Ernährung sogar geheilt werden können. Dadurch angetrieben, möchte sie ihr Wissen gerne mit euch teilen.

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