Winter- & Weihnachtsgewürze
Zimt, Vanille oder Sternanis – Zur Weihnachtsbäckerei gehören Winter- und Weihnachtsgewürze einfach dazu. Sie sorgen für wundervolle Aromen und verfeinern Plätzchen und Gebäck genauso wie deftige Gerichte. Hier erfährst du, was über die gesundheitlichen Wirkungen beliebter Gewürze bekannt ist.
Zimt
Zimt gehört zu den ältesten Gewürzen der Welt und enthält viele wichtige Mikronährstoffe wie Eisen und Calcium1. Zimt wird als gesundheitsfördernd angesehen, was vor allem an seinen antibakteriellen und gerinnungshemmenden Eigenschaften liegt. Das klassische Weihnachtsgewürz ist außerdem antioxidativ, entzündungshemmend und kann dazu beitragen, den Blutzucker und die Fettwerte zu senken1,2. Darüber hinaus gibt es Hinweise, dass Zimt positive Effekte bei einer Reihe von Krankheiten erzielt. Dazu zählen das Metabolische Syndrom, das Polyzystische Ovarialsyndrom (PCOS) sowie neurologische Erkrankungen wie Parkinson und Alzheimer1,3-6 Die gesundheitsfördernden Effekte von Zimt werden vor allem den Hauptinhaltsstoffen Zimtaldehyd, Zimtsäure und Zimtsäureester zugeschrieben1. Viele Studien untersuchten die gesundheitlichen Effekten von Zimt bisher jedoch ausschließlich in Zellkulturen oder in Tierversuchen. Daher ist noch viel Forschung notwendig, um herauszufinden, wie stark der Effekt tatsächlich ist.
Wer Zimt im Supermarkt kaufen möchte, sollte aufpassen. Denn das, was man im Supermarkt häufig findet, ist gar kein echter Zimt. Es handelt sich dabei um sogenannten Cassia-Zimt, auch als „chinesischen Zimt“ bezeichnet. Cassia-Zimt ist ein mit dem echten Ceylon-Zimt eng verwandtes Gewürz1. Die beiden Gewürze sind geschmacklich sehr ähnlich, ihre Inhaltsstoffe unterscheiden sich jedoch. Im Gegensatz zum Ceylon-Zimt enthält der billigere Cassia-Zimt hohe Mengen Cumarin. Dieser Stoff ist als hepatotoxisch eingestuft. Das heißt, dass bei dafür anfälligen Personen und einem dauerhaft sehr hohen Verzehr die Leber geschädigt werden kann.7 Laut der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) liegt die zulässige Tagesdosis für Cumarin bei 0,1 mg pro Kilogramm Körpergewicht. Bei einer erwachsenen Person von 70 kg entspräche das einer Tagesdosis von 7 mg. Ein Teelöffel Cassia-Zimt kann jedoch bereits 5,8 – 12,1 mg Cumarin enthalten. Die von der EFSA aufgestellte zulässige Tagesdosis kann daher möglicherweise bereits überschritten werden1,8.
Wer die gesundheitsfördernden Eigenschaften von Zimt nutzen möchte, sollte daher auf frischen Ceylon-Zimt zurückgreifen. Zimtpulver verliert außerdem recht schnell seine Frische, das heißt, die wertvollen Inhaltsstoffe verflüchtigen sich1.
Wie erkennt man, ob es sich um Cassia oder Ceylon-Zimt handelt? Bei Zimt in Stangenform ist der Unterschied gut zu erkennen. Cassia-Zimt besteht aus einer einzigen dicken Rolle, wohingegen beim Ceylon-Zimt mehrere dünne Schichten zusammengerollt sind. Ceylon-Zimt erhält dadurch ein Aussehen ähnlich einer Zigarre. In Pulverform ist optisch leider nicht zu erkennen, um welchen Zimt es sich handelt. Es besteht außerdem keine Kennzeichnungspflicht der Zimtsorte. Grundsätzlich wird Ceylon-Zimt aber auch als solcher gekennzeichnet, da er deutlich teurer ist.
Vanille
Sie wird nicht nur als Königin der Gewürze bezeichnet, sondern gilt nach Safran auch als das zweitteuerste Gewürz der Welt. Die Vanille ist eine tropische Orchidee, die ihren Ursprung in Mexiko hat. Mittlerweile wird sie jedoch zu 75 – 80 % in Madagaskar angebaut9,10. Es gibt um die 110 verschiedene Arten, von denen aber nur 3 bezüglich Anbau, Kultivierung und Verkauf relevant sind9. Die bekannte Bourbon-Vanille stammt übrigens von der Insel La Réunion, welche früher als „île Bourbon“ bekannt war. Sie entsteht durch eine spezielle Härtungs- und Trocknungstechnik der Schoten9. Vanille besteht aus ungefähr 200 verschiedenen Komponenten. Aroma und Geschmack kommen aber hauptsächlich durch den Inhaltsstoff Vanillin zustande9,10.
Was die gesundheitlichen Vorteile der Vanille angeht, ist bisher recht wenig bekannt. Der Königin der Gewürze werden viele Eigenschaften nachgesagt, wie beispielsweise eine antibiotische, antioxidative und antientzündliche Wirkung. Zusätzlich soll Vanillin das Wachstum von Krebszellen hemmen und neuroprotektiv wirken. Die wenigen bisher durchgeführten Studien wurden allerdings größtenteils an Mäusen und in Zellkulturen getestet und sind daher nur bedingt aussagekräftig10.
Die natürliche Vanille ist sehr teuer und wird daher in vielen Speisen durch synthetisch hergestellte Vanille ersetzt10. In der Zutatenliste muss synthetisch hergestellte Vanille als „natürliches Aroma“, „Vanille-Aroma“ oder „Mit Vanillegeschmack“ gekennzeichnet werden.
Sternanis
Sternanis sieht nicht nur schön aus. Sein süß-lakritzartiger Geschmack eignet sich hervorragend zum weihnachtlichen Würzen von Plätzchen, Tee und Glühwein. Die sternförmige Frucht wächst an einem immergrünen Baum, überwiegend im südwestlichen Asien11. Sternanis wird aber nicht nur kulinarisch verwendet. Aufgrund der antiviralen Eigenschaften ist die Frucht in der traditionellen chinesischen und indischen Medizin (Ayurveda) weit verbreitet11.
Die biologische Hauptkomponente ist das ätherische Öl Anethol. Vor allem durch diesen Inhaltsstoff werden dem Sternanis viele gesundheitsfördernde Eigenschaften nachgesagt. So soll das Gewürz antioxidativ, antientzündlich, antimikrobiell und schmerzlindernd wirken. Aufmerksamkeit erlangt Sternanis allerdings vor allem durch seinen Gehalt an Shikimisäure, welche zur Herstellung von einem Arzneimittel zur Bekämpfung von Influenza A und B verwendet wird11.
Wichtig ist die Unterscheidung des echten Sternanis, auch als „chinesischer Sternanis“ bezeichnet, und dem japanischen Sternanis. Während der chinesische Sternanis als gesundheitlich unbedenklich eingestuft wird, kann der japanische Sternanis in sehr hoher Dosis toxisch wirken. In einigen Fällen können Magen-Darm-Beschwerden oder Krampfanfälle auftreten12.
Anis
Anis klingt fast wie Sternanis. Und auch wenn man meinen könnte, die beiden Gewürze seien eng miteinander verwandt, so gehören sie doch nicht einmal derselben Pflanzenfamilie an. Während Anis zur Familie der Doldenblütler gehört, ist Sternanis namensgebend für die Pflanzenfamilie der Sternanisgewächse. Beheimatet ist die Anispflanze im östlichen Mittelmeerraum sowie im südwestlichen Asien13.
Geschmacklich ähneln sich Anis und Sternanis, was an dem gemeinsamen Inhaltsstoff Anethol liegt13. Beide Gewürze entfalten ein süßliches Lakritz-Aroma. Sternanis ist jedoch deutlich intensiver und würziger im Geschmack als der mild-würzige bis süßliche Anis.
Anis wird nicht nur zum Verfeinern von Plätzchen, Brot oder Kuchen verwendet. Im Jahr 2014 war das Gewürz sogar Heilpflanze des Jahres. In Arzneimitteln und Tees findet Anis aufgrund seiner schleimlösenden, hustenstillenden und krampflösenden Eigenschaften Anwendung zur Behandlung von Erkältungskrankheiten und Magen-Darm-Beschwerden13.
Gewürznelken
Gewürznelken zählen zu den Myrtengewächsen. Sie wachsen an einem immergrünen Baum und sind in Asien und Afrika beheimatet14. Durch ihr intensives und scharfes Aroma eignen sie sich gemahlen oder ganz für Suppen, Fonds und Fleischgerichte, aber auch für Plätzchen oder im Punsch.
Aroma und Geschmack kommen durch den Inhaltsstoff Eugenol zustande, welchem auch gesundheitsfördernde Effekte nachgesagt werden. Gewürznelken wirken antientzündlich und zählen zu dem am stärksten antimikrobiell und antioxidativ wirksamen Gewürzen14. Die stark antioxidative Wirkung kommt durch den hohen Gehalt an phenolischen Verbindungen zustande, durch die Gewürznelken hervorragende Quellen für Antioxidantien sind15. Einige Studien zeigen sogar, dass Gewürznelken so stark antibakteriell wirken, dass Nelkenextrakt und Nelkenöl gegen bestimmte Bakterienstämme wirksam sind14. Insgesamt ist die Studienlage zu den gesundheitsfördernden Effekten der Gewürznelke aber eher schlecht.
Kardamom
Der grüne Kardamom – auch als kleiner oder echter Kardamom bezeichnet – ist eine Pflanzenart aus der Familie der Ingwergewächse und stammt ursprünglich aus Indien und Südasien. Heutzutage sind aber auch Guatemala, Costa Rica und Mexiko große Anbaugebiete. Sein würziges bis scharf-süßliches Aroma erinnert an Eukalyptus und Menthol. Kardamom eignet sich hervorragend für die Weihnachtsbäckerei, aber auch für herzhafte Gerichte und Brote. Zum Backen und Kochen werden entweder die Samen oder die gesamte getrocknete Kapselfrucht verwendet16.
Schon seit dem 4. Jahrhundert n. Chr. wird Kardamom in der traditionellen indischen Medizin (Ayurveda) angewendet. Hauptsächlich wird er zur Behandlung von Erkältungskrankheiten, Asthma und Bronchitis eingesetzt. Aber auch bei Zahninfektionen, Blasen- und Nierenerkrankungen sowie Verstopfung wird Kardamom verwendet16.
Heutige Studien zeigen, dass Extrakte und Öl aus Kardamom gesundheitsfördernde Effekte besitzen. Dazu gehören eine antioxidative, insektizide sowie leicht antibiotische Wirkung16. Auch von blutzuckersenkenden Effekten wird berichtet16,17. Die Studienlage zu den Wirkungen des Kardamoms ist allerdings insgesamt sehr dürftig.
Muskatnuss
Muskatnuss darf in der Weihnachtsbäckerei nicht fehlen. Ihr süß-würziger Geschmack passt aber nicht nur zu Plätzchen, sondern verfeinert auch deftige Gerichte, Suppen und Eintöpfe.
Ursprünglich ist die Muskatnuss in den Molukken beheimatet, einer indonesischen Inselgruppe, die auch unter dem Namen „Gewürzinsel“ bekannt ist. Bei der Muskatnuss handelt es sich eigentlich gar nicht um eine Nuss, sondern um einen Samen, der in einer Frucht heranreift13.
In geringen Mengen ist Muskatnuss nicht nur eine Verfeinerung für diverse Gerichte, sondern durchaus auch gesund. Dafür verantwortlich sind die Inhaltsstoffe Elemicin, Myristicin und Safrol18.
Die Verwendung von sehr hohen Mengen Muskatnuss kann allerdings zu einer Rauschwirkung führen und Halluzinationen verursachen. Das kommt daher, dass durch Stoffwechselprozesse in unserem Körper aus den genannten Inhaltsstoffen Amphetaminderivate (MMDA) entstehen13,18. Symptome können ein rotes Gesicht, Herzrasen, Bluthochdruck, Bauchschmerzen und Übelkeit sowie verschwommene Sicht und Halluzinationen sein. Für die toxischen Wirkungen der Muskatnuss müsste man allerdings 1 – 3 ganze Muskatnüsse essen18.
Fazit
Die gesundheitlichen Effekte vieler Winter- und Weihnachtsgewürze sind bisher wenig erforscht. Viele vorhandene Studien wurden außerdem in Tierversuchen oder in Zellkulturen durchgeführt, weswegen sie nur bedingt aussagekräftig sind. Nichtsdestotrotz gibt es diverse Hinweise auf die gesundheitsfördernden Eigenschaften der Gewürze. Das Problem der Weihnachtsbäckerei liegt wohl sowieso eher bei dem vielen Zucker und Fett, anstatt der verwendeten Gewürze.
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Literatur
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Jasmin Ostermann
Jasmin studiert im Master Nutritional Medicine und arbeitet seit Dezember 2021 als Werkstudentin bei Perfood. Durch ihr Studium hat sie erlebt, welchen großen Einfluss Ernährung auf die Gesundheit und die Lebensqualität der Menschen haben kann und dass einige Krankheiten durch Ernährung sogar geheilt werden können. Dadurch angetrieben, möchte sie ihr Wissen gerne mit euch teilen.
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